Covid-Lage in den RKH-Kliniken
Dank guter Vorbereitung noch Kopf über Wasser
Region (ger) „Wir schwimmen auf der Welle und haben nicht etwa den Kopf unter Wasser“, so umschreibt Dr. Stefan Weiß, Leiter des Krisenstabs, die Lage in den Häusern der Regionalen Kliniken Holding (RKH). Die weiter steil steigenden Inzidenzen machen sich, wie in den vergangenen Wochen schon berichtet, so bemerkbar, dass die Hospitalisierungen auf Normalstationen steigen, während sie auf den Intensivstationen nach rückläufigen Bewegungen ein Plateau erreicht haben. Die Omikron-Verläufe sind einerseits milder, andererseits liegen die Covid-Patientinnen und -Patienten auch kürzer: Die durchschnittliche Krankenhausverweildauer, so eine Statistik der RKH, habe in der Delta-Welle bei 10,2 Tagen gelegen, während sie bei Omikron nur 5,7 Tage beträgt. Von den hohen Fallzahlen kommen also nicht so viele in die Klinik und die, die doch hospitalisiert werden, sind nicht so lange da.
Gut vorbereitet auf die Welle
Die RKH-Kliniken, zu denen auch die Rechbergklinik in Bretten und die Fürst-Stirum-Klinik in Bruchsal gehören, haben sich gut auf die Welle vorbereitet. Mit den Erfahrungen der letzten beiden Jahre, vor allem aber auch dem Blick nach Großbritannien oder Norddeutschland, wo Omikron früher vorherrschend war, sind sie auch gegen den relativ hohen Ausfall von Mitarbeitern gewappnet. Waren es im Dezember noch 47 Mitarbeiter mit einer Corona-Infektion, waren es im Januar schon 139. Wobei es sich dabei nur um diejenigen handelt, die im hauseigenen Labor getestet wurden. Den Höhepunkt erwarten die RKH-Verantwortlichen ab Mitte Februar mit weiter steigenden Patientenzahlen auf Normalstation und in der Notaufnahme sowie voraussichtlich wieder moderat steigenden Zahlen auf Intensiv. „Weiter relevant werden auch die Ausfallquoten beim Personal bleiben“, so Weiß. „Das ist dann auch das Zünglein an der Waage, wie die Kliniken das managen.“
Mehr Patienten mit, nicht wegen Corona im Krankenhaus
Professor Dr. Götz Geldner, Ärztlicher Direktor der Intensivabteilung in Ludwigsburg und Koordinator der Versorgungscluster in Baden-Württemberg, macht auf ein zunehmendes Problem aufmerksam: Immer mehr Patienten, die wegen einer anderen Erkrankung oder eines Unfalls ins Krankenhaus kommen, sind Covid-positiv, was die Hospitalisierungsrate künstlich hochtreibt. „Die Alarm- und Warnstufe müssen daran angepasst werden“, sagt er. Derzeit sind etwa fünf Prozent der Normalstationen mit Covid-Patienten besetzt, was noch kein Problem für die Kliniken darstelle. Alle planbaren Operationen, sofern nicht ein Notfall dazwischenkäme, könnten stattfinden, wobei aber seit der Delta-Welle nur etwa 70 Prozent der Volllast gefahren würde.
"In Kauf nehmen, dass Kassenbeiträge steigen"
Wie die ab 16. März geltende Impfpflicht für Mitarbeiter in Einrichtungen des Gesundheits- und Pflegebereichs durchgesetzt werden soll, ist laut RKH-Geschäftsführer Professor Dr. Jörg Martin noch unklar. „Das wird eine schwierige Zeit.“ Man habe ein Telefon eingerichtet, an das sich Mitarbeitende mit allen Fragen hinwenden könnten, und spreche Mitarbeiter auch gezielt an. Bisher seien noch keine Kündigungen wegen der Impfpflicht eingegangen. Sorgen bereite auch die finanzielle Lage in vielen Kliniken, die nach dem Pandemiejahr 2021 einen negativen Jahresabschluss verbuchen würden. Generell sei die Politik gerade noch mit der herrschenden Welle beschäftigt und denke leider nur wenig an die Zukunft. „Das Gesundheitssystem muss dringend umgebaut werden, damit sollte sich die Politik beschäftigen,“ so Martin, der dringend für eine Aufwertung der Pflegeberufe plädiert. „Es sollte ein gesellschaftlicher Konsens hierzu hergestellt werden, der dann auch in Kauf nimmt, dass die Krankenkassenbeiträge steigen.“
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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